Energiekostenfreiheit für renovierte Bestandsbauten
Kernsanierung als wirkliche Alternative zum Abriss und Neubau
Einen Bestandsbau weitestgehend von Energiekosten befreien? Wie das geht zeigt die Kernsanierung eines 1950er-Jahre Hauses in Blieskastel im Saarland.
Christian Opolka hat das geschafft, was viele anstreben: Die Sanierung einer Immobilie zum KFW-55-Effizienzhaus, statt dies abzureißen und neu zu bauen. Durch ein durchdachtes Gesamtkonzept konnte er seine Energiekosten auf ein Minimum reduzieren. Alles in allem geht er aufgrund der Einspeisevergütung aus Überschusseinspeisung sogar mit einem Plus heraus.
In dieses Jahrhundert geholt
Mit Unterstützung der SonnenPlan GmbH aus Zweibrücken hat Christian Opolka ein 160 Quadratmeter großes Bauernhaus aus den 1950er Jahren entkernt und komplett saniert. Das Objekt in Blieskastel bewohnt der Familienvater mit seiner vierköpfigen Familie. Die Ausgangssituation vor der Komplettsanierung: 1.200 Euro Stromkosten brutto pro Jahr bei einem Komfortstrombedarf von ca. 4.000 kWh und ein Gasbedarf von 32.000 kWh jährlich.
Aufwendige Sanierung des 70 Jahre alten Bestandshaus
Beim Erwerb eines derart alten Hauses ist es unumgänglich, die Haustechnik auf den neuesten Stand zu bringen. Christian Opolka hat direkt von Anfang an ganzheitlich gedacht und lediglich die Grundmauern des fast 70 Jahre alten Hauses stehengelassen.
Die Sanierung umfasste eine Fassadendämmung, ein neu eingedecktes Dach inklusive Dämmung mit Holzwolle, Geschossdecken- und Kellerdämmung, neue Fenster, zudem neue Stromkabel und Wasserleitungen. Das Heizsystem besteht aus einer Flächenheizung im Erdgeschoss sowie einer Deckenheizung in der oberen Etage. Hinzu kam die gesamte Infrastruktur für eine Eigenenergieversorgung mit Photovoltaikanlage, Hauskraftwerk (Stromspeicher), Wärmepumpe, Brauchwasserwärmepumpe und Lüftungsanlage.
Die Kosten all dieser Maßnahmen betrugen 150.000 Euro, eine nicht unwesentliche Investition. Hinzu kamen Förderungen von insgesamt 30.000 Euro. Durch die Sanierungsmaßnahmen konnte das Bauernhaus den KFW-55-Effizienzhaus-Standard erreichen.
Eigenenergieversorgung für Komfortstrom, Wärme und Mobilität
Entscheidend für ein energiekostenfreies Haus ist die Möglichkeit, die selbstproduzierte Energie weitestgehend selbst zu nutzen. Daher kommt es bei der Planung darauf an, dass alle Energiebedarfe des Gebäudes und seiner Bewohner aus den Bereichen Strom, Wärme und Mobilität in das Konzept miteinbezogen werden.
„Eine ganzheitliche Planung ist wichtig, um den Strom vom Dach bestmöglich zu nutzen. Wir zeigen unseren Kunden ihre Möglichkeiten auf und kommen dann oft schnell auf das Thema Sektorenkopplung zu sprechen“, erklärt Vincent Urban von SonnenPlan. „Die Wärmepumpe ist in meinen Augen als alternativlose und zukunftsweisende Lösung anzusehen,“ erklärt er.
Im Falle von Christian Opolka ist das E3/DC-Hauskraftwerk mit Wechselrichter, Batteriespeicher und Energiemanagement ein wichtiger Bestandteil der Gesamtlösung. Bei einer aktuellen PV-Leistung von 18 kWp und einer geplanten Erweiterung um zusätzliche 7 kWp wurde das E3/DC-Hauskraftwerk S10 E mit einer nutzbaren Batteriekapazität von ca. 16,2 kWh installiert. Ein Zusatzsolarwechselrichter gewährleistet die Anschlussfähigkeit der PV-Erweiterung.
Das Hauskraftwerk versorgt alle Energieverbraucher im Haus mit Eigenenergie. Nur im Ausnahmefall wird auf Netzbezug zurückgegriffen. Eine Lüftungsanlage sorgt für zusätzliche Wärmerückgewinnung.
Flexible Solartechnik
Ein weiterer Bestandteil von Christian Opolkas Konzept ist die Elektromobilität. Zukünftig möchte er durch ein Elektrofahrzeug und die Wallbox easy connect den eigenproduzierten Strom noch effizienter nutzen. Sollte sein Bedarf darüber hinaus zusätzlich wachsen, wäre auch eine Erweiterung der bestehenden Anlage unter Verwendung zusätzlicher Komponenten denkbar.
Der neue Gesamtstrombedarf beträgt 5.000 Kilowattstunden bei vier Personen. Der reduzierte Bedarf ist auf den neuen energetischen Standard des Gebäudes und das individuelle Nutzerverhalten zurückzuführen. Eine optimal proportionierte PV-Anlage sowie ein ausreichend großer Speicher bedienen den neuen Bedarf. Bei Temperaturen unterhalb von 0 Grad kommt ein Kaminofen als Heizungsunterstützung zum Einsatz oder wenn kein Strom vorhanden ist. So hält Christian Opolka die Kosten in den sonnenarmen Monaten möglichst gering.
Bilanz ein Jahr nach Inbetriebnahme
Das Ergebnis des neuen Energiekonzepts: Ein Haus aus den 50er Jahren ohne Energiekosten. Der prognostizierte Netzbezug für 2022 beträgt 1.130 kWh, was bei 0,30 Euro pro kWh jährliche Kosten von 340 Euro bedeutet. Die prognostizierte Einspeisung für 2022 hingegen beläuft sich bei 9.133 kWh, was bei 0,07 Euro pro kWh eine Vergütung von 639 Euro bedeutet. Zieht man die Kosten von den Einnahmen ab, bleiben am Ende ca. 300 Euro übrig.
Die Kosten für Komfortstrom und Wärme sind also komplett abgedeckt und Christian Opolka erwirtschaftet zudem durch die Einspeisevergütung aus Überschusseinspeisung von Strom einen Gewinn. Stellt man dies den vorherigen Energiekosten von mehr als 6.000 Euro jährlich gegenüber, wird das Einsparpotenzial und die Amortisierungsrate der installierten Anlagen deutlich.
Ein Modell für viele sanierungsbedürftige Bestandsbauten
Dieses Beispiel kann ein Modell für viele Hausbesitzer älterer Immobilien sein. Ein neues Energiekonzept könnte sogar existenzielle Bedeutung bekommen: Denn ohne Eigenenergieproduktion und -nutzung ist man den explosionsartig steigenden Energiekosten ausgeliefert.
„Ich empfehle, ein altes Haus zu kaufen, bei dem ganz klar ist, was zu machen ist. Bei einer so alten Bausubstanz muss man nicht lange überlegen, ob man etwas erhält oder nicht. Mit komplett neuer Haustechnik ist man für die Zukunft sehr gut aufgestellt,“ resümiert Christian Opolka.